Ganz ehrlich,
hättet Ihr vor einem Monat gedacht, dass es uns einmal so ergehen könnte?
Dass die Welt still steht und auf neue Lösungen im Umgang mit dem großen C wartet? Kontaktverbote nach Appellen zuhause zu bleiben. Arbeiten geht nur, wer systemrelevant oder in Handwerksbetrieben tätig ist.
Also geht Corinna weiterhin zwei Mal die Woche in die Praxis. An diesen Tagen ist Jens zuhause und macht Homeoffice. An den anderen Tagen ist Corinna hier und Jens sitzt ohne seine Kollegen im Büro, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren.
Anton freute sich anfangs über die Corona – Ferien.
Er macht täglich seine Aufgaben. Aber er hat letzte Woche auch schon verkündet, dass er wieder in die Schule möchte, weil er dort spannende Zeiten hat. Das sind komplett neue Töne: Anfang März hat er die Tage bis zu den Ferien gezählt.
Wir haben es uns angewöhnt, um 20.00 alle zusammen die Tagesschau zu sehen. Danach geht er ins Bett.
Tatsächlich sind es erschreckende Bilder, die aus Spanien und Italien kommen. Militärlaster, die Leichen in Krematorien abtransportieren. Überlastete Ärzte und Krankenschwestern aus Krankenhäusern und Intensivstationen. Dabei eindringliche Appelle der Mitarbeiter die Situation ernst zu nehmen und tatsächlich zuhause zu bleiben.
Lange Zeit wusste Corinna nicht, wie sie mit der Corona – Lage umgehen sollte.
In „normalen Jahren“ gibt es 8000- 10000 Grippetote pro Jahr.
Täglich sterben in Deutschland 2500 Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen.
Die aktuellen Zahlen der tödlichen Corona- Ausgänge in Deutschland liegen weit darunter.
Wir haben ein gut funktionierendes und vor allem soziales Gesundheitssystem.
Jeder bekommt die Hilfe, die er braucht. Damit das so bleibt, gibt es die aktuelle Situation.
Die empfohlenen Hygienemaßnahmen sind gut. Es ist immer gut, sich regelmäßig die Hände zu waschen und manchmal auf Abstand zu gehen. Allerdings haben wir noch nie gesehen, dass in Supermärkten ein Spukschutz aufgebaut wird. Solange Warentrenner benutzt und Besucher angehalten werden, Einkaufswagen zu benutzen, gibt es noch Verbesserungspotential. Auch in Corinnas Physiotherapiepraxis gibt es seit dem Wochenende einen Spukschutz am Empfang. Und sie trägt einen Mundschutz. Damit es für die Patienten auch spannende Zeiten bleiben, hat die Praxis weiterhin geöffnet.
Aber der Verlauf ist anders als anderswo:
Lange galten ältere, vorerkrankte Menschen als Risikogruppe. Nun liegen auf Deutschlands Intensivstationen deutlich jüngere Patienten. Sie bekommen durch Corona eine beidseitig schwere Lungenentzündung. Bei der dann manchmal auch kein Beatmungsgerät mehr hilft. Es soll sich so anfühlen wie Ertrinken. Man erstickt bei vollen Bewusstsein. Das tut man bei Grippe nicht.
Viele Menschen hoffen, dass die positiven Effekte auch nach der Coronazeit anhalten. z.B. in dem lesenswerten Artikel „Wir wurden zum Ausatmen nach Hause geschickt. Diese Verlangsamung hat Folgen.“von Sabrina Fox.
Insgesamt empfinden wir die Situation als positiv.
Als IN-Betrieb der FN erhalten wir durch den Landesverband Pferdesport Berlin Brandenburg Mails über die aktuellen Maßgaben und Verordnungen. Auch wo man Anträge stellen kann, um sich Beiträge stunden zu lassen oder Zuschüsse zu beantragen. Auch Physio.de, ein Portal für Physiotherapeuten, stellt regelmäßig Informationen zur Verfügung.
Corinna wollte Ende April mit ihrem neuen Projekt ReitClever.de auf der Hansepferd in Hamburg sein. Die Messe wurde gestrichen. Mal sehen, wann wieder Messen und größere Veranstaltungen stattfinden dürfen. Unser aktueller Pferdeführerschein Umgang wartet jedenfalls auf Fortsetzung.
Im Radio lief vor ein paar Tagen ein Interview, in dem es vor allem um depressive Menschen ging. Die zur Zeit noch mehr Schwierigkeiten haben, ihren Tagesablauf zu strukturieren und geregelt zu bekommen. Therapieangebote fallen aus. Auch die Medikamentenversorgung scheint schwieriger zu werden, weil der Nachschub aus Indien und China fehlt.
Nicht nur deshalb ist Corinna jetzt ein Mal die Woche mit ihrem Biolehrer verabredet. Er ist 94 Jahre alt und hat vor 1,5 Jahren seine Frau verloren. Seit der Schulzeit sehen sie sich regelmäßig zweimal im Jahr. Nun geht das zur Zeit nicht. Da er von ihrer Praxis nur 5 Minuten zu Fuß entfernt wohnt, haben sie sich seit letzter Woche zu einem kurzen Plausch am Gartentor verabredet.
Irgendwie warten wir auf eine Zeit, in der wir uns auch mal langweilen.
Klappt aber nicht. Anfang der Woche hatten wir unsere Tierärztin da: Amazone kolikte seit Sonntag Abend. Wenn Corinna in der Praxis ist haben nun Jens und Anton Bewegungs- und Fütterdienst.
Jetzt geht es ihr zum Glück wieder gut. Wahrscheinlich war es Stress, der ihr auf den Magen geschlagen ist.
Denn am Wochenende gab es etwas Trauriges. Nachts haben Wölfe unser schwarzes Schaf gerissen.
Dass Wölfe in der Gegend sind, wissen wir schon lange.
Die Schafe schlüpfen öfter mal unter der Litze des Paddocks durch und gehen auf der großen Wiese fressen. Jetzt wurde das dem mutigsten Schaf zum Verhängnis.
Jens hat nun zwei Stromlitzen um unserem Hauspaddock gezogen, dass kein Wolf darunter durch kann. Außerdem den Schafstall befestigt, in den die beiden Weißen jetzt nachts hinein müssen.
Das ist gar nicht so einfach. Denn sie bleiben immer bei den Pferden und gehen nur in ihren Stall, wenn die Pferde auch in den Stall gehen. Also füttern wir jetzt alle abends im Hof und lotsen dann die Schafe in den Stall. Die Pferde dürfen dann wieder auf den Paddock.
Vielleicht bekommen wir am Wochenende eine schwarze Mutter mit braunem Lamm.
Ansonsten gibt es noch schwarze Skudden im Raum Beelitz: ein Farbtupfer dahinten muss wieder sein. Außerdem ist ein schwarzes Schaf wichtig für graue Wolle.
Den Vorwurf müssen wir uns machen. Die Wölfe haben sich völlig natürlich verhalten. Sie sorgen für sich und ihre anstehenden Jungen. Anders als wir Menschen mit Massentierhaltung, tagelangen Tiertransporten und industrieller Schlachtung sind sie niemals grausam oder töten auf Vorrat.
Demgegenüber gibt es auch nette neue Rituale.
In Corinnas Freundeskreis gibt es einige sehr technikaffine Männer. Die jetzt in Zeiten von Homeoffice und Videokonferenzen neue Lösungen für ihre Teams finden müssen.
Einer davon hat einen Videochat für uns eingerichtet. Damit wir uns sehen und miteinander plaudern können. Die Premiere lief gut und hat großen Spaß gemacht.
Corinna hat begonnen, ihre Reitkurse auf Onlinekurse umzuschreiben.
Da es mehr Menschen gibt, die Ängste haben, als man denkt, hat „Kleiner Schreck na und?“ den Anfang gemacht. Wenn man sich die Anweisungen umdenkt, kann man den Kurs für alle Angst besetzten Situationen nutzen. Beispielsweise auch den Umgang mit dem Corona- Virus. Den Kurs kann man zuhause durchführen.
Eine Kollegin, die schon lange Textilien mit Herz selber fertigt, näht jetzt Mundschutze. Für die Praxis aber auch für andere Menschen, die sich schützen wollen.
Sie kommt am 22.08.2020 mit ihren Sachen zum 11. Zossenhofer Kunstgewerbemarkt. Wir hoffen sehr, daß der Corona- Virus dann überstanden ist und wir uns alle gesund wieder sehen.
Bis bald und sorgt dafür, dass Ihr auch spannende Zeiten erlebt,
Corinna, Jens und Anton